Vitalstoffe in der Schwangerschaft

Vitalstoffe in der Schwangerschaft

Nie ist der Bedarf an Vitalstoffen im Leben einer Frau höher wie in der Schwangerschaft.

Ausgehend vom eigenen Patientenkollektiv der letzten 20 Jahre, führt eine ausreichende Versorgung mit Mikronährstoffen zu einer Reduzierung der Schwangerschaftsbeschwerden um gut 70 Prozent. Doch auch der Fötus profitiert deutlich von einer optimierten Vitalstoffversorgung der Mutter. So ist zum Beispiel die Gehirnreifung im Wesentlichen abhängig vom B-Vitamin B6, dem Pyridoxin.

Kinder deren Mütter regelmäßig in der Schwangerschaft Pyridoxin in Form eines B-Vitamin Komplexes bekommen, sind später von Hyperaktivitätssyndromen kaum betroffen. Dies ist wichtig, denn immer mehr Kinder und Jugendliche nehmen das Betäubungsmittel Methylphenidat, besser bekannt unter dem Handelsnamen Ritalin, welches das gängige Mittel bei „AHDS“ ist.

1993 lag der Verbrauch an Methylphenidat bei 37 kg Reinsubstanz, 2013 waren es schon 1876 kg Reinsubstanz. Bedenkt man die zum Teil lebensgefährlichen und wesensverändernden Nebenwirkungen von Methylphenidat, ist die Einnahme von Vitamin B6 im Rahmen eines Vitamin B-Komplexes in der Schwangerschaft und Stillzeit für den Nachwuchs enorm wichtig.

Ebenso finden sich bei Kindern von Vitalstoff subsituierten Müttern kaum Allergien insbesondere Nahrungsmittelunverträglichkeiten. Etliche Studien belegen, dass eine optimale Vitalstoffzufuhr auch Missbildungen beim Kind verhindern kann. Bekannt ist dies vor allem beim sogenannten Neuralrohdefekt oder auch Spina bifida.

Das häufig empfohlene B-Vitamin Folsäure ist zwar wirksam, entfaltet seine Wirkung aber besser, wenn es zusammen mit allen anderen B-Vitaminen als Komplex gegeben wird.

Folgende Grundsätze bei der Versorgung von Schwangeren haben sich bewährt:

Als Basisversorgung sollte ein Multivitamin Präparat eingesetzt werden. Dieses sollte nach Möglichkeit die wasserlöslichen und fettlöslichen Vitamine enthalten. Auch eine Grundversorgung mit Spurenelementen und Mineralstoffen sollte beinhaltet sein. Die Biochemie der Vitalstoffe ist sehr komplex. Die meisten Vitalstoffe können Ihre Wirkung nur entfalten, wenn die richtigen Partner ausreichend vorhanden sind. So ist zwar das fettlösliche Vitamin E in der Lage den oxidativen Stress in der Zellwand zu reduzieren aber ohne Vitamin C, Selen und Eisen kann es nicht regeneriert werden.

Selen

Selen reduziert oxidativen Stress und reguliert die Schilddrüse Schwangere haben einen sehr hohen oxidativen Stress. Neben den direkten Antioxidantien, daher den wasserlöslichen und fettlöslichen Radikalenfängern, sollte auf eine ausreichende Zufuhr von Selen geachtet werden. Selen ist ein Spurenelement, das in europäischen Böden praktisch nicht mehr vorkommt. Mit der Nahrung werden im Schnitt nur 20µg Selen am Tag zugeführt. Eine Schwangere sollte aber täglich 200µg zuführen. Immer wieder wird diskutiert ob organisches oder anorganisches Selen ergänzt werden soll. Die biologisch aktive Substanz ist das organische Selen. Auch muss bei der Gabe von anorganischem Selen beachtet werden, dass es bei gleichzeitiger Gabe von Vitamin C inaktiviert wird. Bei organischem Selen besteht diesbezüglich keine Einschränkung. Viele Schwangere haben Probleme mit der Schilddrüse im Sinne einer Über- oder Unterfunktion. Auch Autoimmunerkrankungen der Schilddrüse treten in der Schwangerschaft gehäuft auf. Die Schilddrüsenfunktion hängt stark vom Funktionieren der sogenannten Dejodasen ab. Hiervon sind drei Formen bekannt, die allesamt wiederum von Selen abhängig sind. Es verwundert daher nicht,dass in mehreren Studien sich die Gabe von Selen als höchst effektiv erwiesen hat um Erkrankungen der Schilddrüse während der Schwangerschaft zu vermeiden und bestehende Fehlfunktionen zu behandeln. Aus dem bisher geschriebenen resultiert daher die Empfehlung, dass Schwangere und Stillende 100µg besser 200µg organisches Selen am Tag ergänzen.

Q10 deckt den Energiebedarf

Da der Energiebedarf in der Schwangerschaft extrem ansteigt, können Schwangere diesen Mehrbedarf nur decken, wenn Sie Coenzym Q10 ergänzen. Dieses Vitaminoid ist bei der Bildung von Energie in Form von Adenosintriphosphat unerlässlich und kann durch keine andere Substanz ersetzt werden. Zwar kann jeder Mensch bis zum 40-ten Lebensjahr Coenzym Q10 selbst bilden, aber diese Bildung reicht bei einer Schwangeren bei weitem nicht aus. Um genügend Energie für eine Schwangerschaft zu haben, sollte eine Schwangere gut 200mg Coenzym Q10 ergänzen.

Vitamin D beugt einer Schwangerschaftsdepression vor und schützt das Kind vor Typ 1 Diabetes

Vitamin D ist eigentlich kein vitales Amin wie der Name vermuten lässt, sondern ein Prähormon. Da die Versorgung mit diesem Hormon schon ohne Schwangerschaft defizitär ist, ist es besonders wichtig dieses Hormon zu ergänzen. Idealerweise ist ein Vitamin D Wert von 35 bi 70 ng/dl anzustreben. Gut 70 Prozent der bei uns durchgeführten Messungen ergaben Werte deutlich unter diesem Normbereich, häufig wurden extrem niedrige Werte gemessen. Die Mutter ist vor Infektionen, Krankheiten, Stoffwechselstörungen und vor allem vor Depressionen geschützt und das Kind wird vor dem Entstehen eines Typ1 Diabetes bewahrt.

Der B-Vitamin Komplex stärkt die Nerven von Mutter und Kinder

Die wasserlöslichen B Vitamine sind bekanntermaßen unsere Nervenhormone. Sie sind für die Ausbildung eines funktionierenden Nervensystems beim Kind unerlässlich. Speziell die B-Vitamine werden gerne und häufig bei Schwangeren eingesetzt. Am besten entfalten B-Vitamine im Komplex ihre Wirkung. Vegetarierinnen und vor allem Veganerinnen müssen die B-Vitamine unbedingt ergänzen, denn diese Ernährungsform ist extrem arm an B-Vitaminen. Bei Kindern kann ein länger währender Vitamin B12 (Cobalamin) Mangel dazu führen, dass dieses Vitamin gar nicht mehr (lebenslang nicht mehr) resorbiert werden kann und es zu einer perniziösen Anämie kommt. B- Vitamine verhindern bzw. behandeln bei Schwangeren die Polyneuropathie und beugen zusammen mit Vitamin D den häufigen Schwangerschaftsdepressionen vor.

Kalzium ist wichtig für die Knochen Bildung

Kalzium muss in der Schwangerschaft um gut 30 % vermehrt zugeführt werden, da ein Großteil an den Fötus weitergegeben wird. Wird zu wenig Kalzium zugeführt, so wird es aus den Knochen der Mutter mobilisiert. Die Gesamtzufuhr sollte 1200mg betragen.

Chrom beugt Schwangerschafts-Diabetes vor

Chrom ist ein wichtiger Stoffwechselaktivator. Insbesondere Schwangere neigen zur Ausbildung eines Diabetes. Mittlerweile ist ausreichend nachgewiesen, dass Chrom die Insulinresistenz an den Zielzellen reduziert und so den Blutzuckerspiegel normalisiert. Im Handel sind organische und anorganische Chromprodukte erhältlich. Anorganische Produkte werden nur zu zirka 2 Prozent resorbiert und das auch nur wenn Sie mit Picolinat – einer unphysiologischen Säure – versetzt sind. Organische Produkte benötigen keine Zusatzstoffe und werden zu zirka 20 Prozent resorbiert. Aufgrund dieser Erkenntnisse ist die Empfehlung der europäischen Lebensmittelbehörde EFSA klar zu organischem Chrom. Schwangere sollten täglich 50 bis 100mg Chrom ergänzen.

Pycnogenol reguliert den Blutdruck

In letzter Zeit gibt es immer mehr Erfahrungen zu Pinienrindenextrakt besser bekannt als Pycnogenol. Pycnogenol hat ein sehr hohes antioxidatives Potential und beugt speziell in der Schwangerschaft unerwünschten Blutdruckschwankungen oder gar manifesten Hypertonien vor. Auch eine bereits bestehende Hypertonie kann mit Pycnogenol ohne Nebenwirkungen behandelt werden. In der eigenen Praxis hat sich bei der Behandlung eines Hypertonus in der Schwangerschaft die Kombination von Pycnogenol, Kalium, Vitamin D und Coenzym Q10 am effektivsten erwiesen. Der mittlere arterielle Druck nahm im Falle einer Erhöhung um gut 15mmHg ab. Pycnogenol reduziert auch das Risiko in der Schwangerschaft eine Thrombose zu erleiden. Dies konnte in mehreren Studien nachgewiesen werden. Schwangere sollten täglich 160mg Pycnogenol einnehmen.

Vitamin C

Der Fötus benötigt Vitamin C zur Ausbildung von Gehirn und Nervensyste Vitamin C ist wasserlöslich und das wichtigste Antioxidans in wässriger Phase. Für die deutlich gestiegenen Anforderungen an das Immunsystem der Schwangeren ist eine Ergänzung mit diesem Vitamin obligat. Vitamin C wird nach dem Pflücken schnell verbraucht und die Lagerungsverluste liegen bei gut 40 Prozent am Tag. Auch der Fötus benötigt Vitamin C zur Ausbildung von Gehirn und Nervensystem in größeren Mengen. Aus den genannten Gründen und aufgrund des hohen Bedarfes, sollten 750 – 1500mg Vitamin C täglich ergänzt werden. Höhere Dosierungen sind nicht erforderlich und Hochdosisanwendungen kontraproduktiv, da sie die antioxidative Wirkung umkehren und das Ansprechen der Zellen auf Medikamente reduzieren.

Zink aktiviert den Zellstoffwechsel

ZinDa der Stoffwechsel einer Schwangeren deutlich gesteigert ist, benötigt die Schwangere den Stoffwechselaktivator Zink. Das Wachstum des Föten im Körper der Mutter und die steigende Zelldifferenzierung ist stark von der Zufuhr von Zink abhängig, so dass eine Supplementation in der Regel unerlässlich ist. Eine Schwangere sollte 30 – 60 mg Zink zuführen.Besonders bewährt haben sich hier Selen und Zink Kombinationen.

Omega 3 fördert die Gehirnreifung des Fötus

Omega 3 Fettsäuren sind für Schwangere sehr wichtig. Sie verbessern die Fließeigenschaften des Blutes und beugen so Thrombosen und Embolien vor. Zusammen mit Pyridoxin fördern Omega 3 Fettsäuren die Gehirnreifung des Fötus. Schwangere mit Gelenkschmerzen finden in Omega 3 Fettsäuren ein natürliches Schmerzmittel. Schwangere sollten täglich gut 2000 mg Omega 3 Fettsäuren ergänzen.

Zusammenfassung:

Eine sinnvolle Nahrungsergänzung in der Schwangerschaft ist sowohl für die Mutter als auch für den Fötus sinnvoll und nötig. Da viele Schwangerschaftsbeschwerden ursächlich einen Vitalstoffmangel haben, sind substituierte Schwangere viel seltener krank.