Mangel oder Überfluss? Gezielte Nährstofftherapie

Seit nunmehr bald einem Vierteljahrhundert beschäftigen wir und mit Vitalstoffen und ihren Einsatz in der Medizin. Richtig eingesetzt können Vitalstoffe die Leistungsfähigkeit deutlich steigern, Befindlichkeitsstörungen beheben, den Medikamentenverbrauch reduzieren und Krankheitsverläufe abkürzen. Das ist an sich logisch, denn in der Medizin gelten Vitalstoff als sogenannte „Wirksubstrate“. Dem gegenüber bezeichnet man Proteine, Fette und Kohlenhydrate als sogenannte „Bausubstrate“. In der Bevölkerung wird viel über Bausubstrate geschrieben aber die Wirksubstrate oft vernachlässigt. Im Folgenden möchten wir den Leserinnen und Lesern erläutern, wie eine vernünftige Therapie mit Vitalstoffen durchgeführt werden kann.

Nahrungsqualität in Deutschland

Auf den ersten Blick ist unser Nahrungsangebot so vielfältig wie noch nie. Beim genaueren Hinsehen sind unsere täglich verwendeten Nahrungsmittel oft falsch zusammengesetzt und haben  eine immer schlechtere Konzentration an Vitalstoffen. Zwar sehen unsere Nahrungsmittel optisch hervorragend aus, doch die Qualität nimmt immer mehr ab.

Vergleicht man unsere heutige Ernährung mit denen unserer Urahnen so zeigt sich Folgendes:

Nahrung früher

  • Sie war sehr vielseitig, mit vielen Früchten, Nüssen, Wurzeln und Samen. Es gab kaum Getreideprodukte.
  • Der Anteil an Proteinen, Stärke, Vitaminen, Mineralstoffen und Ballaststoffen war hoch, der Fettgehalt war gering.
  • Pflanzliche Nahrung fand sich früher nur in reiner Form, und war frei von Salz und Zucker.
  • Dies galt speziell für Milch und Getreide.

 

Nahrung heute

  • Diese ist in der Regel einseitig und besteht oft aus industriell behandelten Nahrungsmitteln und Getreideprodukten.
  • Daraus resultieren ein niedriger Anteil an Vitalstoffen, viel Zucker, viel Depotfett, kaum Ballaststoffe, viel Natrium und wenig Kalzium.

 

Fleischqualität früher

  • Fleisch enthielt früher viel Protein und wenig Fett (4%), da früher hauptsächlich Wildfleisch verzehrt wurde.
  • Es enthielt früher die 5-fache Menge an wertvollen, mehrfach ungesättigten Fettsäuren, wie zum Beispiel die Omega-3-Fettsäuren.
  • Die Fett- und Proteinverteilung war ideal für den menschlichen Organismus.

 

Fleischqualität heute

  • Es enthält viel Fett (> 30 %), da hauptsächlich domestizierte Tiere verzehrt werden.
  • Dieses Fett besteht im Wesentlichen aus den gesundheitsschädlichen Transfettsäuren, die das Immunsystem wegen ihrer entzündungsfördernden Wirkung stark belasten.
  • Die Fett- und Proteinverteilung ist ungünstig, daraus resultiert ein hohes potentielles Risiko für eine Blutgefäßverkalkung.
  • Doch auch die Verarbeitung unserer modernen Nahrung führt zu erheblichen Verlusten an überlebenswichtigen Vitalstoffen für das Immunsystem.

Folgende Verfahren gehören zu dieser industriellen Verarbeitung moderner Nahrungsmittel:

  • Pasteurisierung
  • Sterilisierung
  • wiederholtes Waschen
  • Schälen
  • Kochen
  • Bestrahlung
  • Raffination
  • gentechnische Veränderung
  • Ausmahlen

Aber auch die Lagerung von Lebensmitteln reduziert den Vitalstoffgehalt erheblich. Täglich verlieren Obst und Gemüse zwischen 20 und 40 Prozent ihres Vitalstoffgehaltes.

Reichlich unbekannt sind die Arbeiten des Lebensmittelchemikers Prof. Dr. Manfred Hoffmann, ehemals Vorstand der Universität Weihenstephan. Er konnte nachweisen, dass frisch verzehrtes und weitgehend unbehandeltes Obst und Gemüse, unserem Organismus viele freie Elektronen zur Eliminierung der schädlichen freie Radikale zur Verfügung stellen kann.

Da die Menschen für das Thema Ernährung immer aufgeschlossener werden, erfreuen sich alternative Ernährungsformen immer größerer Beliebtheit. Allerdings ist der Mensch ein sogenannter Mischkostler.  Vegetarier/-innen und Veganer/-innen müssen wissen, dass bestimmte Vitalstoffe nicht, oder zu wenig aufgenommen werden. Diese Personengruppen müssen hierüber aufgeklärt werden um Schäden zu vermeiden.

Fazit zum Thema Ernährung:

Da der Mensch ein Mischkostler ist, sollte Fleisch in mäßigen Mengen und in guter Qualität verzehrt werden. Generell sollten wir an unsere Ernährung hohe Ansprüche stellen, daher Nahrungsmittel nur aus nachvollziehbaren und qualitativ hochwertigen Quellen beziehen. Täglich mehrfach frisches Obst und Gemüse (kleine Mengen quasi als Snack genügen) dienen als „Elektronendusche“ und helfen unseren Körper uns vor einem Übermaß an freien Radikalen zu schützen. Menschen mit besonderen Ernährungsformen aber auch Menschen mit Störungen oder Krankheiten des Magen- und Darmtraktes, die zu einer Verminderung der Aufnahme von Vitalstoffen führen, müssen zwingend die fehlenden Vitalstoffe ergänzen. Wenig beachtet aber für unsere Gesundheit unerlässlich ist auch Wasser. Vitales Wasser kann nach den Untersuchungen des Biochemikers Dr. Walter Medinger aus Österreich ebenfalls Elektronen zur Eliminierung von freien Radikalen abgeben. Vitales Wasser ist allerdings in der Regel nur als Quellwasser erhältlich. Dieses ist zwar etwas teurer aber da der Mensch zu gut 70 Prozent aus Wasser besteht, sollte auch hier die Qualität im Vordergrund stehen. Wasser kann als das einzig richtige „Superfood“ bezeichnet werden, denn es ist nicht austauschbar.

Nahrungsergänzung:

Die Frage nach der Notwendigkeit von Nahrungsergänzungen wird immer wieder kontrovers diskutiert. Aufgrund der derzeitigen Ernährungssituation ist die Datenlage eindeutig, daher eine vernünftige Nahrungsergänzung ist nahezu für jeden sinnvoll.

Nach einer Studie von Kaganov et al. Haben schon Kinder einen erheblichen Vitalstoffmangel:

Die in dieser Studie postulierten Normalwerte lehnen sich stark an die nationalen Empfehlungen an, die in der Regel nur das Risiko abdecken, keine Mangelkrankheit wie Skorbut zu bekommen. Der tatsächliche Bedarf ist deutlich höher und so ist zu folgern, dass Kinder allgemein ein Vitalstoffdefizit haben. Auch für Erwachsene gilt das bisher gesagte. Nahezu niemand erreicht die notwendigen Vitalstoffmengen um Krankheiten zu vermeiden oder zu bekämpfen.

Die meisten Kritiker der Vitalstofftherapie  wissen zu wenig um die nicht immer einfachen biochemischen Zusammenhänge und Interaktionen der Vitalstoffe. So entstehen Studien, die schon im Ansatz zum Scheitern verurteilt sind. So ist zum Beispiel das fettlösliche Vitamin E für seine Wirkungen auf seinen Partner Vitamin C und diversen Spurenelementen angewiesen. Wird nur eine Einzelsubstanz untersucht bleibt die Wirkung eben oft aus. Auch spielt die Auswahl der verwendeten Nahrungsergänzungsmittel eine große Rolle. Eben weil die wenigsten Bürgerinnen und Bürge aber auch viele Therapeuten/-innen nur wenig die Physiologie und Biochemie des Resorptionstraktes kennen, sind sie anfällig für pauschale Aussagen, die oft nicht zutreffend sind. Gerne wird postuliert, dass das angebotene Produkt biologisch ist. Das ist zwar grundsätzlich gut aber garantiert noch nicht eine gute Aufnahme in den Körper. Gerne wird zum Beispiel Vitamin D mit Vitamin K2 kombiniert, obwohl sehr oft im Herstellungsprozess das Vitamin K2 verloren geht. Dennoch verstößt dies nicht gegen geltendes Recht, denn Nahrungsergänzungsprodukte unterliegen nur dem Lebensmittelrecht.

Doch auch in Sachen Wirksamkeitsstudien und Qualität gibt es relevante Unterschiede zwischen Arzneimitteln und NEM:

Arzneimittel

Substanzen, die kranke Menschen gesund machen sollen, indem sie einen anormalen Zustand verhindern oder behandeln.

  • Muss vor dem Verkauf von der Arzneimittel-behörde genehmigt werden. Der Zulassungs-prozess kann 5-10 Jahre dauern.
  • Kann nur genehmigt werden, wenn es in wissenschaftlichen Studien am Menschen getestet wurde, mit positiven Ergebnissen.
  • Herstellung nur von zugelassenen Herstellern erlaubt.
  • Sowohl Rohstoffe als auch Fertigprodukte müssen analysiert werden.
  • Alle Inhaltsstoffe des Medikaments müssen für die Verwendung in Arzneimitteln zugelassen sein.
  • Das Produkt muss eine physiologische Wirkung haben.

 

Nahrungsergänzungsmittel

Substanzen aus unserer Ernährung, die gesunde Menschen gesund halten.

  • Müssen nicht genehmigt werden.
  • Müssen nicht in wissenschaftlichen Studien getestet werden.
  • Können nach den gleichen Regeln und Bedingungen wie Lebensmittel hergestellt werden.
  • Es besteht keine Notwendigkeit, dass die Endprodukte noch einmal analysiert werden.
  • Alle für Lebensmittel zugelassenen Inhaltsstoffe können in Nahrungsergänzungsmitteln verwendet werden.
  • Das Produkt darf keine physiologische Wirkung haben.

 

Auswahl des Nahrungsmittel Ergänzungsproduktes:

Aufgrund der aufgezeigten Probleme sollte das verwendete Nahrungsergänzungsmittel den Anforderungen des Arzneimittelrechtes genügen. Nur so kann sich der Nutzer von NEM sicher sein, ein wirksames Produkt zu haben. Aber auch Therapeuten müssen sich auf ihr empfohlenes NEM in Hinblick auf Wirkung und Qualität verlassen können. Therapieversager wegen minderwertiger Qualität sind für Therapeutinnen und Therapeuten nicht tolerabel und müssen unbedingt vermieden werden.

Grundsätze der Vitalstofftherapie:

Generell sollte ein Multivitamin Präparat als Basis benutzt werden. Vitalstoffe interagieren unterschiedlich miteinander. Im Alltag ist es schwierig alle Interaktionen zu bedenken. Mittels eines Multivitamins ist die Basisversorgung sichergestellt. Gleichzeitig können nun zusätzlich die erforderlichen Vitalstoffe gegeben werden, ohne dabei mit Wirkverlusten rechnen zu müssen.

Patientinnen und Patienten dürfen am Anfang nicht überfordert werden. Auch wenn oft viele Vitalstoffe in der Therapie Sinn machen, sollte man sich in der Therapie am Anfang auf einige wenige beschränken. Erst wenn eine Wirkung eingetreten ist, sind die Patientinnen und Patienten bereit mehr Vitalstoffe zuzuführen.

Deutschland ist ein Selenmangelgebiet. Bei normaler Mischkost führen wir ca. 20µg Selen am Tag zu. Selbst die vorsichtigen Empfehlungen der dt. Gesellschaft für Ernährung (=DGE) liegen deutlich höher, nämlich bei 95µg am Tag. Tatsächlich sollten bis zu 200µg Selen am Tag zugeführt werden um alle selenabhängigen Funktionen im Körper bedienen zu können. Selen ist unser wichtigstes enzymatisches Antioxidans und unterstützt die Leistung unseres Immunsystems massiv. Aufgrund der desaströsen Ernährungssituation bei Selen ist für jeden Menschen in Deutschland eine Substitution sinnvoll. Am effektivsten ist die Supplementation mit organischem Selen. Anorganisches Selen wird deutlich weniger, vor allem bei Frauen, resorbiert. Dies sieht auf die europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit so, weshalb auch diese Organisation zur Supplementation mit organischem Selen rät. Anorganisches Selen neigt zur Lipofuscinbildung und Eiweißdenaturierung und kann so zu Störungen wie der Makuladegeneration führen. Auch kann anorganisches Selen nicht mit Vitamin C kombiniert werden, da dann das Selen inaktiviert wird.