Vitamine und Mikronährstoffe unterstützen die gesunde Funktion der Schilddrüse. Mehr noch, ein Vitalstoffmangel kann eine Schilddrüsenerkrankung sogar begünstigen.

Mikronährstoffe sind für eine gesunde Schilddrüse essentiell
Schilddrüsenerkrankungen sind meist unabhängig vom Alter. Tatsächlich hat in Deutschland zirka jeder Dritte eine Störung oder Krankheit der Schilddrüse. Am bekanntesten sind die Schilddrüsenunterfunktionen und Schilddrüsenüberfunktionen. Sehr weit verbreitet ist auch der sogenannte Morbus Hashimoto. Dabei handelt es sich um eine entzündliche Autoimmunerkrankung der Schilddrüse, die zumeist mit einer Schilddrüsenunterfunktion vergesellschaftet ist.
Die Schilddrüse benötigt verschiedene Mikronährstoffe, um ihre Funktionen richtig entfalten zu können. Insbesondere die Spurenelemente sind für die Schilddrüse von großer Bedeutung, da ein Mangel dieser eine Schilddrüsenunterfunktion hervorrufen kann.
Über die entsprechenden Vitalstoffe und ihren Wirkungen auf die Schilddrüse möchten wir im Folgenden aufklären.

 

Jod ein wesentlicher Vitalstoff bei Schilddrüsenerkrankungen
Jod spielt für die Gesundheit der Schilddrüse eine entscheidende Rolle, denn nur in Gegenwart von Jod können Schilddrüsenhormone gebildet werden. Das Problem ist, dass der menschliche Körper Jod nicht selber herstellen kann und ebenfalls kaum speichern. Dadurch wird Jod zu einem essentiellen Spurenelement, das man ständig über die Nahrung zuführen sollte, da die Schilddrüse 80 Prozent der Gesamtmenge täglich verbraucht. Der tägliche Jodbedarf beim Erwachsenen liegt bei 150 µg bis 200 µg, bei Kindern und Jugendlichen ist dieser fast gleich hoch. Bei Schwangeren muss beachtet werden, dass hier zwei Schilddrüsen zu versorgen sind. Schwangere neigen bei Jodmangel zur Kropfbildung und die Feten zu Entwicklungsstörungen des Nervensystems oder des Gehirns.

 

Selen ist für die Schilddrüsenfunktion essentiell
Das Schilddrüsenhormon T3 wird über diverse Selenoproteine (Deiodasen) aktiviert. Bei den meisten Menschen werden die Deiodasen 1 bis 3 nicht ausreichend mit Selen versorgt, da in Deutschland kaum jemand die von der DGE geforderten 95µg Selen pro Tag erreicht. In diesem Fall ist eine Supplementation von Selen sehr hilfreich. Wenn die Deiodasen wieder mit Selen versorgt werden, aktivieren sie das Schilddrüsenhormon T3 und hypothyreote (Schilddrüsenunterfunktion) Zustände werden oft überwunden. Vor allem beim Morbus Hashimoto ist das positiv auffällig. Bei dieser Autoimmunerkrankung der Schilddrüse kommt es oft zu Hypothyreose ähnlichen Symptomen, aber auch unspezifischen Symptomen wie chronisches Müdigkeitssyndrom, Gewichtszunahme etc. Oft werden die Zustände mit den Wechseljahre Beschwerden verwechselt und die betroffenen Frauen werden daher falsch behandelt. Dies ist tragisch, denn würde man hier Selen einsetzen, käme es innerhalb kurzer Zeit zu einer deutlichen Besserung der Beschwerden. Bei einer Autoimmunerkrankung ist der oxidative Stress sehr hoch. Um diesen zu neutralisieren benötigt der Organismus wiederum genügend Selen, damit dieses dem wichtigsten endogenen Antioxidans System Glutathionperoxidase ausreichend zu Verfügung steht. Nur so können die zu viel auftretenden freien Radikale eliminiert werden.

 

Coenzym Q10 versorgt die Schilddrüse mit Energie
Alle Funktionen der Schilddrüse sind mit einem hohen Energieverbrauch verbunden. Dies gilt vor allem bei Erkrankungen der Schilddrüse wie Morbus Hashimoto und Morbus Basedow. Viele dieser Patienten fühlen sich oft müde und schlapp und sind in ihrer körperlichen Leistungsfähigkeit deutlich eingeschränkt. Die Energiebildung in den Mitochondrien ist in hohem Maße vom Vorhandensein von Coenzym Q10 abhängig. Bei Erkrankungen der Schilddrüse ist der Energiebedarf so hoch, dass eine Supplementation von 100 bis 200 mg Coenzym Q10 auf jeden Fall sinnvoll ist. Am besten bioverfügbar ist oxidiertes Coenzym Q10.

 

Vitamin D steuert die Bildung von Schilddrüsenhormonen
Der Vitalstoff Vitamin D steuert eine Vielzahl von hormonabhängigen Körperfunktionen[1], darunter auch die Bildung von Schilddrüsenhormonen. Speziell die Selenoproteine „Deiodase 1 bis 3“ werden in Gegenwart von Vitamin D gebildet und mit Selen aktiviert.
Bekanntermaßen können die diversen Autoimmunerkrankungen der Schilddrüse nur über ein stabiles Immunsystem in Schach gehalten werden. Vitamin D stabilisiert die Darmflora, die einen wesentlichen Beitrag zu unserem Immunsystem leistet.. Liegt ein Vitamin-D-Mangel vor, kommt es zu einem Mangel an immunkompetenten Zellen, die die Schilddrüse zur Bekämpfung von Autoimmunerkrankungen benötigt[2].
In diversen Studien konnte gezeigt werden, dass bei einem Vitamin D-Mangel Antikörper gegen die thyreoidale Peroxidase (TPO-AK) oder TSH-Rezeptor-Antikörper (TRAK) erhöht sind. TPO-AK Werte sind bei Autoimmunerkrankungen der Schilddrüse wie Morbus Hashimoto erhöht und weisen auf eine hohe Entzündungsaktivität hin. Hohe TRAK Antikörper-Werte weisen wiederum auf einen Morbus Basedow (Autoimmunerkrankung der Schilddrüse mit Schilddrüsenüberfunktion) hin. Typischerweise haben Menschen mit Morbus Hashimoto oder Morbus Basedow oft erniedrigte Vitamin-D-Werte und hohe Antikörper-Werte für TPO-AK oder TRAK-AK. Nicht geklärt ist, ob niedrige Vitamin-D-Spiegel einen Morbus Hashimoto oder Morbus Basedow auslösen oder ob diese Krankheiten zu einem Vitamin D Mangel führen[3]. Auch wird vermutet, dass niedrige Vitamin-D-Werte Schilddrüsenkrebs begünstigen können, allerdings ist die Datenlage hier nicht eindeutig[4].

 

Zink ist an der Bildung von Schilddrüsenhormonen beteiligt
Der Mikronährstoff Zink stärkt zusammen mit Selen das Immunsystem und ist direkt an der Bildung von Schilddrüsenhormonen beteiligt. Ein Zinkmangel ist daher in den meisten Fällen mit einem Mangel an Schilddrüsenhormonen und damit einer Hypothyreose assoziiert. Daraus resultiert ein Teufelskreis, denn zur Resorption sind wiederum Schilddrüsenhormone notwendig, so dass sich der Zinkmangel ohne Supplementation dauerhaft steigert. Aus diesem Grund hat sich im eigenen Patientenkollektiv die Kombination aus organischem Selen mit Zink gut bewährt.

 

Vitamin K ist ein wesentlicher Transporter für Schilddrüsenhormone
Das Protein Transthyretin ist ein Transportprotein, das Schilddrüsenhormone im Serum transportiert. Damit es seine Funktion entfalten kann, muss es durch Vitamin K carboxyliert werden. Ohne diesen Transporter ist die Schilddrüsenfunktion eingeschränkt. An dieses Protein sollte man bei Therapie refraktären Schilddrüsenstörungen denken.

 

Magnesiumwird für die Synthese der Schilddrüsenhormone benötigt
Bei einer länger bestehenden Hypothyreose oder bei einem Morbus Hashimoto kommt es zu einer Stoffwechselverlangsamung. Dies führt dazu, dass nicht genügend Magnesium aus der Nahrung aufgenommen wird. Es entsteht ein Teufelskreis, denn zusammen mit Vitamin B12, Zink und diversen Aminosäuren wird Magnesium für die Synthese der Schilddrüsenhormone benötigt. Zusätzlich fördert ein Magnesium-Mangel die Produktion von entzündungsfördernden Interleukinen und speziell die unspezifischen Symptome eines Morbus Hashimoto wie Gewichtszunahme, Adynamie und chronisches Müdigkeitssyndrom nehmen in ihrer Intensität zu. Stark erniedrigte Magnesiumspiegel im Serum sind laut einer chinesischen Studie sowohl mit einer Hashimoto-Thyreoiditis als auch mit einer Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) assoziiert[5].

 

Fazit:
Egal, um welche Schilddrüsenerkrankung es sich handelt, Mikronährstoffe sind für eine funktionierende Schilddrüse von großer Bedeutung, was wir mit einem abschließenden Fallbeispiel gerne noch mal verdeutlichen möchten:
Eine 80 jährige Patienten mit bekanntem Morbus Basedow stellte sich in der Praxis vor. Obwohl sie mit Carbimazol behandelt wurde, nahmen die Beschwerden zu. Insbesondere zunehmende Kreislauffunktionsstörungen beeinträchtigten ihr tägliches Leben massiv. Auffällig bei dieser Patientin war, unter anderem ein sehr niedriger Vitamin-D-Wert mit 4,3 ng/ml. Die Patientin wurde mit 2-mal täglich 1500 IE Vitamin D3, Selen 100 µg, Zink 15 mg, Magnesium 200 mg, Pycnogenol 40 mg (alles 2x täglich) und einem Multivitamin-Mineralstoff-Basispräparat behandelt. Innerhalb von vier Wochen waren die Beschwerden deutlich rückläufig und sogar die erhöhten Antikörperwerte wurden in den Normbereich gesenkt. Aufgrund der relativen Beschwerdefreiheit konnte sogar die Carbimazol-Dosis auf die Hälfte reduziert werden.

[1] Feldkamp J. (2018) Gut leben mit Hashimoto: Das ganzheitliche Selbsthilfeprogramm. 1. Auflage, Trias Verlag, Stuttgart

[2] Bielsalski H.K., Grimm P. (2011) Taschenatlas Ernährung. 5. Auflage, Georg Thieme Verlag, Stuttgart

[3] Botelho I.M.B. et al. (2018) Vitamin D in Hashimoto’s thyroiditis and its relationship with thyroid function and inflammatory status. Endocr J, doi: 10.1507/endocrij.EJ18-0166

[4] Zhao J. et al. (2018) Vitamin D deficiency as a risk factor for thyroid cancer: A meta-analysis of case-control studies. Nutrition, 57:5-11, doi: 10.1016/j.nut.2018.04.015

[5] K. Wang u.a. Severely low serum magnesium is associated with increased risks of positive anti-thyroglobulin antibody and hypothyroidism: A cross-sectional study. Sci Rep. 2018 Jul 2;8(1):9904.